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Bitte nicht die Alzheimerpatienten vergessen!

Am 13. Juni findet im Landtag das Symposium der Alzheimergesellschaft [1] statt. Für die Piraten wird Heike Wegner dort mitdiskutieren. Zum Thema schreibt sie:

Im Vorwort zum Masterplan altengerechter Quartiere NRW sagt Frau Ministerin Barbara Steffens zu Recht:

„Wir müssen heute die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Menschen in jedem Alter – egal ob mit oder ohne Unterstützungs- und Pflegebedarf – so lange wie möglich selbst über ihr Leben bestimmen und entscheiden können.“
Wer möchte das nicht?

Berufsinsider, die in der stationären Altenhilfe arbeiten und den finanziellen Aufwand der intensiven stationären Betreuung kennen, argwöhnen aber zu Recht, dass hier vor allem Kosten gespart werden sollen.
Es ist schon irritierend, wie suggeriert wird, dass Betroffene ihre Selbstbestimmung verlieren, wenn sie in der stationären Altenhilfe leben und dort gepflegt werden. Die häusliche Versorgung in einer kleinen Wohngemeinschaft, zumal wenn hier Menschen ohne gerontopsychiatrisches Fachwissen arbeiten, ist sicher nicht selbstbestimmter, als es gute stationäre Versorgungseinrichtungen gewährleisten können.
CC-BY 3.0 / Marc Janssen
Die Herausforderungen der Zukunft (im Jahr 2050 müssen drei Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen gepflegt werden) sind nur mit ambulanten, teilstationären und eben auch stationären Angeboten zu bewältigen, die nahtlos ineinander greifen müssen.
Hier gibt es noch einen erheblichen Verbesserungsbedarf.

Viele Konzepte, gerade auch in der Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankung, stützen sich auf das Ehrenamt, auf nachbarschaftliche Unterstützung und hauswirtschaftliche Hilfskräfte. Hier liegt aber nicht das eigentliche Problem. Auch heute schon ist es möglich, mit Hilfe ambulanter Pflegedienste demenzerkrankte Patienten über lange Zeit in ihrer gewohnten Umgebung zu versorgen.

Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen brauchen aber fachpflegerische Unterstützung und häufig, aufgrund von Mehrfach-Erkrankungen, intensive medizinische Versorgung. Diese fachpflegerische Versorgung, die eine gute Ausbildung der Pflegekräfte voraussetzt, kommt in den Konzepten deutlich zu kurz.

Zurzeit bekommen die Ausbildungsträger pro Jahr und Altenpflegeauszubildenden 3360 Euro. Die Pauschale wurde seit 2008 um 440 Euro gekürzt.
Als der monatliche Betrag von 317 Euro auf 280 Euro gekürzt wurde, sind auch die bis dahin geltenden Strukturstandards, die die Qualität sicherstellen sollten, ausgesetzt worden, da sie finanziell nicht mehr umsetzbar waren.
Im Vergleich: In der Krankenpflege beträgt die Pauschale 5517 € jährlich.
Möchten wir am Ende unseres Lebens medizinisch schlechter versorgt werden als üblich?
Wir Piraten sagen, dass schlechte Bildung viel zu teuer ist. Den Preis bezahlen aber zur Zeit die Menschen, die von einer guten fachpflegerischen Versorgung abhängig sind.

Quellen:
[1] Ablauf des Symposiums
Foto: CC-BY 3.0 / Marc Janssen

1 Kommentar zu “Bitte nicht die Alzheimerpatienten vergessen!

  1. Sandra Leurs

    Das ist aber eine herbe Enttäuschung für mich, und bestimmt noch für einige andere die sich mit dem Thema beschäftigen. Ich bin examinierte Altenpflegerin und hätte dafür gerne eine Einladung bekommen. Aber Basispiraten braucht dafür ja niemand. Danke 🙁

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